Michael Schnitzenbaumer/ September 12, 2022/ Astrologie/ 0Kommentare

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Kritische Geister beschäftigen sich immer wieder damit, die Astrologie ad absurdum zu führen. Grundsätzlich ist es begrüßenswert, Dinge gewissen Prüfungen zu unterziehen, und sich eine gesunde Skepsis zu bewahren. Aberglauben wird immer dann genährt, wenn wir uns Aussagen oder Theorien kritiklos verschreiben. 

Leider sind selbst prominente Argumente gegen die Astrologie oft nicht schlüssig, oder schlampig erläutert. Ein Argument, das immer wieder gegen die Astrologie ins Feld geführt wird, ist der sog. 

Barnum-Effekt

Wer nach Barnum-Effekt googelt, wird schnell eine Vielzahl an Seiten finden, die abhandeln, ‘Warum dein Horoskop scheinbar immer zutrifft‘ oder ‘Wie du dich von wagen Aussagen täuschen lässt’.

Der Barnum-Effekt ist ein Begriff aus der Psychologie, der unsere Neigung bezeichnet, allgemeinen Aussagen über uns, als zutreffend zu beschreiben. Hier fließen auch unsere Urängste und Grundbedürfnisse mit ein, also Hoffnungen, Ängste und Wünsche, die auf uns alle mehr oder weniger zutreffen.

Im Falle der Astrologie versucht man durch den Barnum-Effekt, diese auf leere zu Worthülsen reduzieren, bei denen man nie ganz falsch liegen kann. Man stellt also simple Sonnenstands-Horoskope, die wir als unterhaltsame Zeitungshoroskope kennen, auf eine Stufe mit astrologischen Berechnungen eines individuellen Radix-Horoskops, bzw. Geburtshoroskops.

P.T. Barnum (1810 – 1891) war übrigens kein Wissenschaftler, sondern ein US-amerikanischer Zirkuspionier und Politiker. Als Politiker war er um große Worte nicht verlegen. Er entwarf den Slogan: “Always have a little something for everybody” (sinngemäß übersetzt: Immer etwas für jeden Geschmack dabei). Das war seine Erfolgsformel.

Bertram R. Forer (1914 – 2000) hingegen war ein angesehener Psychologe. Forer hat den Barnum-Effekt näher beleuchtet. Daher nennt man ihn auch 

Forer-Effekt

Bertram Forer wollte den Barnum-Effekt wissenschaftlich stützen. 1948 führte er in diesem Zusammenhang mit Studenten und Studentinnen einen augenscheinlichen Persönlichkeitstest durch.

Hinterher sollten die Probanden, die aus dem Test resultierenden Charakterbewertungen darauf beurteilen, ob sie zutreffend waren. Hierfür stand ihnen eine Skala von 0 (gar nicht zutreffend) bis 5 (voll zutreffend) zur Verfügung. Im Durchschnitt wurde die Charakterbewertung mit 4,26 Punkten sehr gut getroffen. Die Studenten hatten sich also sehr gut in der Charakterbewertung wiedererkannt.

Forer ließ die Studenten jedoch darüber in unklaren, dass es überhaupt keine Auswertung des Persönlichkeitstest gab. Alle bekamen exakt die gleiche Charakterbewertung.

Und wo hatte Forer diese Charakterbeschreibung her? Nach seiner eigenen Aussage aus Zeitungshoroskopen.

Sollte sich nun bei Astrologie-Zweiflern schallendes Gelächter nach Bekanntwerden des Tests ausgebreitet haben, könnte ich das gut verstehen. Wahrscheinlich würde ich selbst kopfschüttelnd schmunzeln, wenn ich ein Astrologie-Zweifler wäre.

Da man sich aber bei beliebigen, allgemein gehaltenen Aussagen häufig wiederkennt, hat Forer nur scheinbar die Unwirksamkeit der Astrologie nachgewiesen.

Anscheinend hat auch Forer nicht erkannt, dass Astrospielchen wie Zeitungshoroskope eher vergleichbar sind mit Bleigießen, als mit Astrologie, die für die Berechnung persönliche Geburtshoroskope heranzieht.

Hätte er wirklich Astrologie als Humbug enttarnen wollen, hätte er für die Studentinnen und Studenten je ein Geburtshoroskop erstellen lassen, – und diesen Horoskopen die gleichen Interpretationen beilegen müssen.

Hätten sich die Studenten auch hier Großteils wiedererkannt, hätte sich die Astrologie ernsthaft mit dem Ergebnis beschäftigen müssen. Aber so kann aufgrund des von Forer durchgeführten Experiments überhaupt kein Rückschluss auf die Wirksamkeit der Astrologie gezogen werden.  

Fast scheint es, als hätte sich Forer schon vorher Gedanken darüber gemacht, welches Ergebnis er sich wünscht, – und anhand dieser Vorstellung, die entsprechenden Tests abgeleitet.

Immer noch bleiben uns Kritiker der Astrologie einen Beweis dafür schuldig, dass ebendiese nur auf Aberglauben beruht. Nach wie vor können wir weder erklären, warum Astrologie funktioniert, noch belegen, dass sie nicht funktioniert. Vielleicht ist das aber auch ein Grund für die unglaubliche Faszination die die Astrologie auslösen kann. Doch der Hauptgrund ist und bleibt das Erstaunen vieler Menschen, über die Treffsicherheit ihrer persönlichen Geburtshoroskope. 

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